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die rede zur vorstellung des projekts bei der tagung der kommune

meine sehr gehrten damen und herren,

 

in den folgenden minuten werde ich über zwei paradoxa sprechen. beide paradoxa hängen zusammen. im allerbesten fall werden wir sogar an die grenze einer lösung kommen. im schlechtesten fall werden wir zumindest mehr über uns selbst, mehr über das forum stadtpark,  mehr über die kommune wissen bzw. erfahren haben.

 

lassen sie uns mal mit dem ersten paradoxon beginnen: nennen wir es das-alte-wir-kommen-aus-dem-spiel-nicht-raus-spiel. wir behaupten seit geraumer zeit, dass das hier kein spiel sei. wir behaupten also seit geraumer zeit, dass hier in diesem rahmen die grenze zwischen dem symbolsichen und dem leben irgendwie aufgehoben sei. quasi: mittels behauptung: das spiel ist aus! nur: das geht sich dann nun halt nicht ganz so aus. all die kontexte, das haus, die gäste. da hilft kein behaupten, kein wünschen und leider auch kein voodoo: alles bleibt letztlich im symbolischen. ich erzähle nicht unbedingt ganz neues. aber was hilfts?

auch wenn wir das vertrauen in das spiel verloren haben, heißt das noch lange nicht, dass wir schon aus dem spiel draußen wären. das symbolische ist als spiel erkannt. und dieses erkannthaben verwickelt uns schon wieder in ein neues – gleiches – spiel. wir sind also in einer art paradoxon gefangen: wir nehmen an einem spiel teil, das dem symbolischen entkommen will, aber letztlich immer wieder ins symbolische zurückfällt und bei diesem zurückfallen wiederum neue symbolische spiele schafft.

die frage ist nun: wie kommen wir da raus? oder kommen wir da überhaupt raus?

 

wir kommen zum zweiten paradoxon: nennen wir es das-alte-wir-kommen-aus-dem-spiel-nicht-raus-spiel nr.II oder das kapitalistische paradoxon. dieses paradoxon wird vor allem in bezug auf unser zukunftsvorsorge am augenscheinlichsten.

lassen sie mich das möglichts kurz erklären:

((wir wissen, dass in zeiten, in denen der staat zusehends kompetenzen an die privatwirtschaft abgibt, die frage nach der art der eigenen zukunftsvorsorge zunehmend zu einer brennenden wird. ))

wir wissen, dass unzählige investment- und zukunftvorsorgemöglichkeiten angeboten werden, deren komplexität zuweilen kaum noch von den anbietern selbst durchschaut werden kann.

wir kennen das klassische sparbuch, lebensversicherung, bausparer.

wir wissen, dass in pensionsvorsorgefonds auch staatliches geld fließt.

wir haben womöglich sogar schon vorgeblich ethisch unbedenklichen sog. ethik– und nachhaltigkeitsfonds gehört.

kaum einer weiß genau, wie die riskanten alternative investments (hedge-fonds, derivate, leerkäufe etc.) genau funktionieren.

 

wer aber das vertrauen in das spiel der aktien und fonds verloren bzw noch nie gehabt hat, dem stehen exotischere wertanlagemöglichkeiten offen.

die welt hat vor kurzen empfohlen, sein geld z.b. in entsprechende tiere (turnierpferde, koi-karpfen), bonsaibäumchen, inseln, teddys, waffen, oldtimer oder bücher anzulegen. wo ein sammler, da ein markt.

 

all diese methoden der zukunftsvorsorge – wenn das so nennen will – haben eine paradoxe gemeinsamkeit: durch das vertreten unserer interessen – also dem vorsorgen für die zukunft –, wirken wir anderer unserer interessen – fixer arbeitsplatz, gutes gesundheitssystem etc. – entgegen. so kann z.b. ihr eingezahlte/invstierte geld in einen fonds fließen, der daran verdient, wenn sie ihren arbeitsplatz verlieren. sie hätten dann zwar mit ihrem angelegten geld gewinn gemacht, aber ihr arbeitsplatz ist weg. es gibt unzählige beispiel für dieses paradoxon. es beginnt beim orangensaftkauf und endet bei großinvestitionen.

 

und jetzt wird’s brisant: denn letztlich heißt, in einer bestimmten form am wirtschaftsspiel teilzunehmen, immer auch sich in einer gesellschaft zu positionieren; sich auf bestimmte art und weise zur res publica zu verhalten.

die gretchenfrage, die sich diesbezüglich nicht nur erst seit der aktuellen weltwirtschaftskrise stellt, ist nun die: was tun? wie kann und soll sich ein künstlerverein wie das forum stadtpark zu bzw. in einer gesellschaft verhalten, deren systemische verfasstheit zu den globalen problemen geführt hat, vor denen die welt heute steht?

inwiefern ist es für eine kommune, die sich an diesen verhältnissen abarbeitet, möglich, kohärent zu handeln? wie kann die zukunft finanziell gestaltet werden, ohne dass hierbei das selbstbild zu schaden kommt? wie kann also eine solche finanzielle absicherung mit einem kritischen selbstbild in deckung gebracht werden.

wie weit würden wir gehen und was würden wir hierbei in kauf nehmen? wir kommen wir hier raus?

 

so, jetzt sind wir da wo wir hinwollten:

mit der folgenden szene kann innerhalb der kommune und darüber hinaus eine SITUATION geschaffen werden, in der sich beide der vorhin umrissenen paradoxa und der umgang mit ihnen verschärft zeigen sollen. wir werden das symbolische bis an die grenze des lebens treiben. das probleme des symbolischen wird zu einem problem des konkreten lebensvollzugs.

 

(der vorhang vor der vitrine fällt)

wir nehmen ca. 10.000€ und kaufen damit schusswaffen als zukunftsinvestition des forum stadtparks.

 

kriterien die diese Schusswaffen erfüllen müssen:

1.)  wertsteigerung

2.) volle funktionsfähigkeit

bei diesen schusswaffen soll es sich weder um dezidiertes kriegsmaterial (Maschinengewehre etc.) noch um dezidiert historische waffen (vorderlader etc.) handeln. es sollen schusswaffen aus dem 20. jahrhundert angekauft werden, die zum einen steigenden sammlerwert und zum anderen volle funktionsfähigkeit besitzen (entsprechende karabiner, einlaufflinten, doppelflinten, drillinge, etc.) ((zeigen))

durch die eigenschaften der angekauften waffen fallen drei wesentliche eigenschaften von handelsgütern in diesen waffen zusammen:

 

1.)   die schusswaffen sind zum einen investitionsgut. (waffe als wertgegenstand.)

2.)   die schusswaffen sind zum anderen aber auch gebrauchsgut. (waffe als gebrauchsgegenstand)

3.)   die schusswaffen erfahren durch den institutionellen kontext eine symbolische aufladung und werden so zu einem kunstgegenstand. (waffe als kunstwerk.)

 

aus dieser konfiguration ergibt sich dann die brisanz der hergestellten situation, denn die waffen werden den basisdemokratischen entscheidungsstrukturen des forum stadtparks unterstellt, wodurch das forum stadtpark dazu gezwungen ist, eine entscheidung darüber zu fällen, was letztlich mit diesen schusswaffen passieren soll.

die hergestellte brisanz besteht im speziellen nun darin, dass jede handlungstechnische denkmöglichkeit äußerst bedenkliche nebenwirkungen zeitigt. in dieser situation zeigen sich die dialektische zusammenhänge zwischen dem ökonomischen system, verantwortung, einzelinteressen und physischem, finanziellem und symbolischen machtpotential.

die schusswaffen werden nach dem ankauf als permanent virulentes inventar an einem prominenten ort des forum stadtparks zu sehen sein.

 

wir könnten die waffen verkaufen.

wir könnten die waffen zerstören.

wir könnten mit den waffen einmal im monat schießübungen durchführen.

wir könnten mit den waffen tankstellen überfallen und dann nach mexiko flüchten.

wir könnten die waffen in einen vulkan werfen.

wir könnten die waffen in eine rakete geben und auf dein mond oder in die sonne schießen.

wir könnten die waffen einfach in der vitrine lassen.

wir könnten die waffen in das parabol vor dem forum werfen und dieses zuschütten.

wir könnten die waffen zum eichhörnchenjagen verwenden.

wir könnten mit den waffen auf die ordnungswache schießen.

wir könnten die waffen in leichentücher wickeln.

wir könnten die waffen für später aufheben.

wir könnten die waffen einer griechischen anarchistengruppe schicken.

wir können die waffen als blumenvasen verwenden.

wir könnten mit den waffen selbstjustiz üben.

wir könnten die waffen kunsthändlern anbieten.

wir könnten die waffen verstecken.

wir könnten niemand etwas über die waffen erzählen.

wir könnten allen davon erzählen, dass wir waffen haben.

wir könnten mit den waffen angst und schrecken erzeugen.

wir könnten mit den waffen für ordnung sorgen.

wir könnten die waffen kleinreden.

wir könnten die waffen ganz groß rausbringen.

wir könnten mit den waffen richtig großes aufsehen erzeugen.

wir könnten die waffen als vorlage für den bau neuer waffen verwenden.

wir könnten mit anderen waffen auf die waffen schießen.

wir könnten mit den waffen auf den waffenschrank schießen.

wir könnten die waffen zum umrühren verwenden.

wir könnten

das konzept

liebste welt,

im folgenden werde ich euch einen kleinen abriss des projektes vorlegen, der euch einen einblick in die projekttechnische stoßrichtung geben soll:

der rahmen:

in zeiten, in denen der staat zusehends kompetenzen an die privatwirtschaft abgibt, wird die frage nach der art der eigenen zukunftsvorsorge zunehmend zu einer brennenden. unzählige investment- und zukunftvorsorgemöglichkeiten werden angeboten, deren komplexität zuweilen kaum noch von den anbietern selbst durchschaut werden kann.

neben dem klassischen sparbuch und der lebensversicherung reicht die bandbreite hierbei von vorgeblich ethisch unbedenklichen ethik– und nachhaltigkeitsfonds über die staatlich unterstützen pensionsvorsorgefonds bis hin zu den riskanten alternative investments (hedge-fonds, derivate, leerkäufe etc.).

wer aber das vertrauen in aktien und fonds noch nicht (wieder)gefunden hat, dem stehen exotischere wertanlagemöglichkeiten offen. so empfiehlt die welt, sein geld in entsprechende tiere (turnierpferde, koi-karpfen), bonsaibäumchen, inseln, teddys, oldtimer, bücher oder auch in waffen anzulegen. wo ein sammler, da ein markt. und darum dürfte wohl kaum verwundern, dass überraschungseierfiguren zum teil zu fünfstelligen beträgen verkauft werden.

in einer bestimmten form an der wirtschaft teilzunehmen, heißt immer auch sich in einer gesellschaft zu positionieren, sich auf bestimmte art und weise zur res publica zu verhalten. das beginnt beim orangensafteinkauf und endet bei einer finanziellen großinvestition.

die Gretchenfrage, die sich diesbezüglich nicht nur erst seit der letzten weltwirtschaftskrise stellt, ist nun die: was tun? wie kann und soll sich ein künstlerverein wie das forum stadtpark zu bzw. in einer gesellschaft verhalten, deren systemische verfasstheit zu den globalen problemen geführt hat, vor denen die welt heute steht?

inwiefern ist es für eine künstlervereinigung, die sich an diesen verhältnissen abarbeitet, möglich, kohärent zu handeln? wie kann die zukunft finanziell gestaltet werden, ohne dass hierbei das selbstbild zu schaden kommt? wie kann also eine solche finanzielle absicherung mit einem kritischen selbstbild in deckung gebracht werden.

wie weit würden wir gehen und was würden wir hierbei in kauf nehmen?

das projekt:

mit dem projekt zukunftssicherung soll innerhalb des forum stadtparks eine situation geschaffen werden, in der sich die oben umrissenen fragestellungen und die daraus entstehenden handlungsmöglichkeiten verschärft zeigen sollen:

mit dem projektgeld werden schusswaffen als zukunftsinvestition für das forum stadtpark angekauft.

kriterien die diese Schusswaffen erfüllen müssen:

1.) wertsteigerung

2.) volle funktionsfähigkeit

bei diesen schusswaffen soll es sich weder um dezidiertes kriegsmaterial (Maschinengewehre etc.) noch um dezidiert historische waffen (vorderlader etc.) handeln. es sollen schusswaffen aus dem 20. jahrhundert angekauft werden, die zum einen steigenden sammlerwert und zum anderen volle funktionsfähigkeit besitzen (entsprechende karabiner, einlaufflinten, doppelflinten, drillinge, etc.)

durch die eigenschaften der angekauften waffen fallen drei wesentliche eigenschaften von handelsgütern in diesen waffen zusammen:

1.)  die schusswaffen sind zum einen investitionsgut. (waffe als wertgegenstand.)

2.)  die schusswaffen sind zum anderen aber auch gebrauchsgut. (waffe als gebrauchsgegenstand)

3.)  die schusswaffen erfahren durch den institutionellen kontext eine symbolische aufladung und werden so zu einem kunstgegenstand. (waffe als kunstwerk.)

aus dieser konfiguration ergibt sich dann die brisanz der hergestellten situation, denn die waffen werden den basisdemokratischen entscheidungsstrukturen des forum stadtparks unterstellt, wodurch das forum stadtpark dazu gezwungen ist, eine entscheidung darüber zu fällen, was letztlich mit diesen schusswaffen passieren soll.

die hergestellte brisanz besteht im speziellen nun darin, dass jede handlungstechnische denkmöglichkeit äußerst bedenkliche nebenwirkungen zeitigt. in dieser situation zeigen sich die dialektische zusammenhänge zwischen dem ökonomischen system, verantwortung, einzelinteressen und physischem, finanziellem und symbolischen machtpotential.

die schusswaffen werden nach dem ankauf als permanent virulentes inventar an einem prominenten ort des forum stadtparks zu sehen sein.

euer max höfler

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